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Ich bin gespannt, auf das was kommt

Veröffentlicht am Donnerstag, 14. Oktober 2021.

Seit Mai 2021 ist Dr. Thomas Wenzel als Mitglied der Geschäftsführung in der Berliner Geschäftsstelle tätig, wo er ab Januar 2022 die Nachfolge von Dr. Matthias Purschke als Geschäftsführer der DGZfP e.V. übernehmen wird. Wir haben ihm Fragen zu seinem ersten halben Jahr bei der DGZfP und zu seinen Plänen und Zielen in der neuen Position gestellt. Zudem werfen wir einen Blick auf seinen bisherigen Werdegang.

Herr Wenzel, das erste halbe Jahr als designierter Geschäftsführer der DGZfP liegt hinter ihnen. Wie fühlen Sie sich?

Ich fühle mich gut. Das vergangene halbe Jahr stand für mich ganz im Zeichen der intensiven Einarbeitung in meine neuen Aufgaben und des Kennenlernens der DGZfP-Belegschaft. Ein vertrauensvolles und wertschätzendes Verhältnis zu unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist mir besonders wichtig. Um die Tätigkeiten und Erwartungen der einzelnen Kolleg*innen besser kennenzulernen und mich selbst vorzustellen, habe ich mich bereits mit allen Mitarbeitenden zu einem Gespräch getroffen, was sehr positiv aufgenommen wurde.

Ich habe das Gefühl, für die Erfüllung der Erwartungshaltung gut gerüstet zu sein, bin aber schon auch gespannt, auf das was kommt. Die DGZfP ist der größte ZfP-Verein der Welt und unter Matthias Purschke hat sich viel verändert was die Professionalität der Organisation und die Unternehmenskultur angeht. Das nehme ich positiv wahr und daran möchte ich anknüpfen.

Was hat Sie bisher begeistert? In welchem Moment haben Sie gedacht: „Hier müssen wir gemeinsam stärker daran arbeiten“?

Ganz klar: die Menschen bei der DGZfP. Sie leisten hervorragende Arbeit und ich vernehme auch einen gewissen Hunger auf Neues. Ich denke insbesondere heute, in dieser schnelllebigen Zeit, ist es entscheidend, die Identifikation der Mitarbeitenden mit der DGZfP zu stärken und eine Unternehmensidentität zu gestalten, die klare Ziele und Werte vermittelt. Ein offener und transparenter Umgang mit Fehlern und Problemen sowie eine Kultur der Verantwortung sind für mich selbstverständlich. Daran werden wir stärker und gemeinsam arbeiten. Die digitale Transformation und nicht zuletzt die Coronapandemie erlebe ich als Treiber dieser Prozesse, auf die wir als Verein und Arbeitgeber reagieren müssen.

Welche Themen und Aufgabenfelder betrachten Sie noch als erste Schwerpunkte für Ihre Arbeit?

Ich sehe drei aktuelle Schwerpunkte:

  1. die Einführung des neuen ERP-Systems (Enterprise Resource Planning-System), die aktuell läuft,
  2. ZfP 4.0, weil die Fachwelt hier gerade eine disruptive Transformation erlebt und
  3. die Zertifizierung und Akkreditierung, die für mich ehrlicherweise Neuland sind.
      


 

Werfen wir einen Blick zurück. Wie sind Sie zur Zerstörungsfreien Prüfung gekommen und seit wann sind Sie in der Branche beschäftigt?

Ich habe mein Hobby damals zum Beruf gemacht. Nach meinem Abitur mit den Leistungskursen Mathematik und Physik, begann ich ein Studium der Informatik mit Nebenfach Fertigungsautomatisierung. Trotz des sehr mathematisch geprägten Grundstudiums sammelte ich in dieser Zeit erste Erfahrungen in den Bereichen Metallurgie, Gießverfahren und Materialprüfung. Nach meinem Diplom 1993 herrschte auf dem Arbeitsmarkt für Informatiker jedoch Saure-Gurken-Zeit. So wollte es der Zufall, dass ich im Dezember 1993 an das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) in Erlangen kam. Ein ehemaliger Kommilitone räumte dort seine Stelle, um anderenorts zu promovieren. Und dann ging es für mich los mit der ZfP. Das erste Röntgenbild war für mich erstmal grauer Matsch. Ich erkannte gar nichts. Doch ich arbeitete mich schnell in die Materie ein und erlangte die für diesen Job benötigten Kenntnisse und Fähigkeiten, sodass aus dem grauen Matsch für mich bald aussagekräftige Bilder und das von uns damals entwickelte Räderprüfsystem ein Erfolg wurde.
 

Mit den damaligen Kollegen Randolf Hanke und Ulf Haßler im Jahr 2001.
 

Und wie kamen Sie mit der DGZfP in Berührung?

Das war 1995, als ich in der Arbeitsgruppe „Bildverarbeitung in der Durchstrahlungsprüfung“ im Fachausschuss Durchstrahlungsprüfung das besagte Räderprüfsystem vorstellte. Damals lernte ich Matthias Purschke kennen, der zu dieser Zeit allerdings für einen großen Mitbewerber tätig war. Auf internationalen Veranstaltungen trafen wir uns dann regelmäßig. Tagsüber „prügelten“ wir uns um Kunden und abends tranken wir ein Bier zusammen. Seither verstehen wir uns sehr gut.

Sind Sie der Röntgentechnik immer treu geblieben?

Mit der Gründung des Fraunhofer-Entwicklungszentrums Röntgentechnik (EZRT) und dem damit verbundenen Zusammenschluss mit dem Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren (IZFP) gesellten sich im Laufe der Zeit natürlich auch Kenntnisse anderer ZfP-Verfahren dazu. Dies brachte mich zu der Erkenntnis, dass eine Kombination verschiedener Prüfverfahren meist gewinnbringender für die Informationsbeschaffung ist, als sich nur auf ein Verfahren zu konzentrieren. Meine Formel dafür lautet: 1+1=3. Denn anhand einzelner Verfahren lässt sich zwar der Zustand z.B. von Bauteilen bestimmen, aber durch die Kombination verschiedener Verfahren bin ich in der Lage, weitere Vorhersagen treffen zu können. Vorhersagen über Veränderungen und Trends im Prozess, die letztlich zu Ausschuss führen und diesem rechtzeitig entgegenwirken können. Die ZfP kann also Prozesse und nicht nur Bauteile bewerten.
 


 

Was hat Sie zu der Entscheidung, die Position des Geschäftsführers der DGZfP zu übernehmen, motiviert?

Nach 21 Jahren bei Fraunhofer und sechs in der Industrie bei YXLON, davon zweieinhalb Jahre als Geschäftsführer, kenne ich sowohl die wissenschaftliche als auch die wirtschaftliche Sichtweise auf die ZfP. Die DGZfP steht in der Verantwortung, das Nischenthema Zerstörungsfreie Prüfung attraktiv zu halten und dabei als Plattform für Gleichgesinnte zu agieren. Mit meiner Erfahrung möchte ich als neuer Geschäftsführer dazu beitragen.

Zudem motiviert mich folgende Entwicklung: Der Begriff Zerstörungsfreie Prüfung wird nicht mehr im Vordergrund stehen, stattdessen muss sich die ZfP sich als unverzichtbarer Teil in die Fertigungskette einfügen. Hier spielt die Digitalisierung – die ZfP 4.0 – eine große Rolle. Seit der Gründung des DGZfP-Fachausschusses „ZfP 4.0“ 2018, bringe ich mich im Rahmen meiner Möglichkeiten ein. Nach der anfänglichen Frage, in welche Richtung sich der Fachausschuss entwickeln soll und welche Aufgaben er zu bearbeiten hat, sehe ich ihn nun auf einem guten Weg.

Gab es weitere Gründe für den Wechsel zur DGZfP?

Meine Familie – meine Frau und meine zehnjährige Tochter. Als Geschäftsführer eines international agierenden Industrieunternehmens mit Standorten auf der ganzen Welt, war ich den Großteil meiner Zeit unterwegs. Da mir meine Familie sehr wichtig ist, hoffe ich, jetzt eine bessere Balance zu finden. Und ich bin gespannt auf Berlin. Ich bin in einem kleinen Dorf mit 200 Einwohnern aufgewachsen, habe dann in Erlangen, Nürnberg und Hamburg gelebt und mich nun auf die Metropole Berlin gesteigert. Bisher gefällt mir das Leben hier schon sehr gut.

Wir drücken die Daumen, dass Sie sich mit ihrer Familie in Berlin gut einleben. Was verschafft Ihnen Ausgleich zum Alltag? Womit beschäftigen Sie sich gern?

Ich arbeite gern mit Holz und baue unter anderem Möbel. Mein sogenanntes Meisterstück war vor einigen Jahren ein Bücherschrank mit integriertem TV-Lift. In meiner Freizeit koche ich gern ayurvedisch, fahre viel Rad und reise, am liebsten nach Kanada. Mich fasziniert diese unendliche Weite und der europäische Einschlag der Menschen. Sollte es Corona zulassen, steht für kommendes Jahr die „Inside Passage“, ein Seeweg vor der Küste Alaskas und British Columbias mit etwa 1.000 Inseln, auf meinem Plan.
 

Beliebte Freizeitbeschäftigung: Radfahren in der Natur.
 

Welche Herausforderungen sehen Sie für die DGZfP in den kommenden Jahren?

Lassen Sie mich zwei hervorheben: wie bereits erwähnt sind die Entwicklungen im Bereich der ZfP 4.0 enorm. Hier sehe ich die DGZfP in einer wichtigen Funktion. Sofern es von den Mitgliedern erwünscht ist, kann unser Verein dabei unterstützen, das Bewusstsein für diesen Trend bei den Anwendern und Herstellern noch weiter zu verbreiten und aufzuklären. Und die Nachwuchsförderung und -gewinnung ist für mich ebenfalls ein großes Thema für die kommenden Jahre.

Bei all den Herausforderungen sehe ich mich als Teamplayer. Mir ist bewusst, dass nicht alle Kolleg*innen die gleichen Fähigkeiten und Kenntnisse haben, sondern dass wir uns gut ergänzen und so gemeinsam die besten Lösungen finden. Ich bin der Meinung, dass die DGZfP sehr gut dasteht und vor allem gut durch die Coronakrise gekommen ist. Die Feile werde ich sicher an der ein oder anderen Stelle ansetzen, aber nicht die Kreissäge.

Herr Wenzel, vielen Dank für das Gespräch.

Anja Schmidt, Julia Willich

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