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ZfP lässt sich nicht auf die üblichen Bürozeiten begrenzen

Veröffentlicht am Dienstag, 5. Juli 2022.

Achim Hetterich wurde am 24. Mai 2022 von der Mitgliederversammlung als neues Mitglied in den Vorstand der DGZfP gewählt. Auf der Jahrestagung in Kassel erzählte er uns, wie er zur Zerstörungsfreien Prüfung kam, was er in der DGZfP bewegen will und welche Schwierigkeiten er bei der Nachwuchsgewinnung sieht.


Hallo Herr Hetterich, schön, dass Sie heute Zeit für uns haben. Wie sind Sie denn zur ZfP und zur DGZfP gekommen?


Während meines Studiums der Fahrzeugtechnik habe ich bereits die Prüfung zum Schweißfachingenieur abgelegt. Das waren meine ersten Berührungspunkte mit der ZfP. In meiner darauffolgenden Zeit in der Kerntechnik war die Zerstörungsfreie Prüfung zur Schweißüberwachung eine Voraussetzung.

1997 kam ich das erste Mal zur DGZfP für den ZfP-Grundlagenkurs (heute BC-Schulung) und die VT 3-Schulung. Es folgten einige weitere ZfP-Qualifikationen. Etwa 2008 habe ich dann angefangen, mich auch ehrenamtlich bei der DGZfP zu engagieren – ich habe z. B. in der Normungsarbeit zur Personalqualifizierung mitgewirkt. 2012 wechselte ich zur DEKRA und übernahm den F-GZP-Vorstandsposten. Zusätzlich engagierte ich mich im DGZfP-Fachausschuss Strahlenschutz und Transport radioaktiver Stoffe, in dem ich seit 2017 stellvertretender Vorsitzender bin.

Den ersten „großen“ Auftritt bei der DGZfP hatte ich, als ich 2016 beim Bayerischen Abend der WCNDT in München das Bierfass anstechen durfte. Seitdem ist mein Gesicht in der Community wohl bekannt.


Was sind Ihre Pläne als Vorstandsmitglied?

Bei der laufenden Strategiearbeit werde ich mich gern einbringen. Wichtig ist an dieser Stelle, die Prozesse, die erforderlich werden, nicht im Sande verlaufen und vom Tagesgeschäft überdecken zu lassen. Wenn ich sehe, welche Aufgaben beispielsweise die DGZfP-Personalzertifizierungsstelle (DPZ) derzeit mit der Einführung der neuen ISO 9712 und des neuen ERP-Systems zu bewältigen hat, ist es Aufgabe des Vorstands, dafür Sorge zu tragen, dass die Strategieentwicklung dennoch vorangeht. Und wie es der DPZ geht, geht es auch allen anderen Abteilungen.

Der zweite Punkt, der mir für meine Arbeit im Vorstand wichtig ist, ist der Bereich Strahlenschutz. Hier ändert sich aktuell viel aufgrund der neuen SEWD-Richtlinie für die hochradioaktiven Quellen, die seit Anfang 2021 in Kraft ist. Das müssen wir als DGZfP begleiten. Es ist wichtig, dass unsere Mitglieder hier die aktuell gültigen Regeln kennen und umsetzen, sonst gerät die ganze ZfP-Branche in Verruf. Es gab in der Vergangenheit immer mal wieder vereinzelte Strahlenvorfälle. Solche Dinge fallen uns auf die Füße. Das ist dann nicht die eine Firma, die einen Fehler gemacht hat, das ist dann die ZfP-Branche. Und deshalb ist es mir wichtig, mich im Strahlenschutz zu engagieren.

Das dritte wichtige Thema ist die Digitalisierung. Nicht nur bei den internen Prozessen der DGZfP, die sicherlich einen Mehrwert für unsere Mitglieder erzeugen, sondern vor allem auch die Digitalisierung bei den dienstleistenden Unternehmen.


Wie stellen Sie sich Ihre Unterstützung von Seiten des Vorstands hier vor?

Auf jeden Fall die Unterstützung der Fachausschüsse, wie z. B. den Fachausschuss ZfP 4.0. Wir können dazu beitragen in der Industrie neue Standards zu schaffen. In der Ausbildung müssen wir darauf achten, rechtzeitig nachzuziehen und die Schulungen der digitalisierten ZfP anzupassen.




Welche Schwierigkeiten sehen Sie in der Nachwuchsgewinnung beim Prüfpersonal?

Das sind die Arbeitszeiten in der klassischen ZfP. Bei der Durch­strahlungsprüfung arbeitet das Personal in Nacht- oder Spätschichten, wenn alle anderen weg sind. Das liegt am Strahlenschutz. Diese Arbeiten müssen gemacht werden, wenn keine anderen Mitarbeiter*innen vor Ort sind. Das Arbeiten an Feiertagen gehört ebenfalls dazu. Das geht zu Lasten des Familienlebens. Und auch die Planbarkeit ist hier eine Herausforderung. Es gibt Verträge, bei denen müssen wir bei bestimmten Schäden innerhalb von ein bis zwei Stunden vor Ort sein und prüfen. Das lässt sich nicht auf die üblichen „Bürozeiten“ begrenzen.

Ein weiteres Problem ist die mangelnde Wertschätzung, die die ZfP in den Unternehmen erfährt. Diese kommt meist sehr weit hinten in der Prozesskette. Da spielt es dann keine Rolle mehr, ob ein vorgelagertes Gewerk in Verzug war. Die Prüfung muss dann möglichst schnell und kostenarm sein.


Was können wir tun, um die Wertschätzung zu erhöhen?

Wir müssen den Nutzen der ZfP noch mehr verbreiten – durch gezielte Kommunikationsmaßnahmen. Und auch der Lehrberuf Werkstoffprüfer*in sollte wieder mehr gefördert werden. Bei der F-GZP haben wir mal die Satzung geändert, um die Berufsethik ein bisschen zu stärken. Wir verkaufen uns selbst teilweise unter Wert gegenüber den Kundinnen und Kunden.


Wie gehen Sie mit Stress um?

Meine Assistentin hat zwei Hunde, einen Husky und einen Malamute. Die bringt sie jeden Tag mit ins Büro. Meine erste Amtshandlung am Morgen ist es, den beiden ein Leckerli zu geben. Die Hunde helfen mir, wenn es mal stressig ist oder ich ein schwieriges Meeting hatte, um wieder etwas runterzukommen. Dann werden sie gestreichelt und schon hellt sich meine Stimmung auf.

Die Bürohunde Shiva und Wicky sorgen immer für gute Stimmung


Und wie entspannen Sie sich in Ihrer Freizeit?

Meine Familie hat ein kleines Wäldchen in der Nähe von Bamberg. Dort verbringe ich gern Zeit mit Waldarbeit. Das hat mehrere Vorteile: Ich bin in der Natur, das Handy funktioniert nicht und wenn ich meine Kettensäge anschmeiße, bin ich so fokussiert, dass ich innerhalb von Minuten abschalte. Abends bin ich ausgepowert, nicht nur mental wie sonst, sondern auch körperlich. Und der Eigenbedarf an Brennholz ist auch noch gedeckt.

Die Arbeit mit der Kettensäge lässt Achim Hetterich abschalten


Vielen Dank für das Gespräch, Herr Hetterich.


Anja Schmidt, Julia Willich

 

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